Sagen & Legenden aus der Regio ...
 
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Der Ulmer Spatz
Das Herrgöttle von Biberach
Die Teufelsglocke
Das Schwedenkreuz am Mainausteg
Die sieben Schwaben
Die Bergleute vom Suggental
Das Ende des Doktor Faust
Das Hornberger Schießen
Die Wettenburg
Das Hündlein zu Bretten
Der Köhler von Zähringen
Der Drache am Schönberg
Doktor Faust in Staufen
Doktor Fausts Untergang
Der schwarze Bertold
Das Bild am Schwabentor
Das Fastentuch im Freiburger Münster
Der Totenkopf vom alten "Gottesacker-Kreuz"
Der Kegelgeist auf dem Schloßberg
Der Kürißgarten zu Wertheim
Der feurige Mann bei Buchen
 
 
 
 
 
 
Der Ulmer Spatz
Als die Ulmer 1377 begannen, ihr Münster mit dem höchsten Turm im Land zu bauen, trug sich folgende Begebenheit zu: Für das Baugerüst waren die längsten und kräftigsten Stämme in den Wäldern gefällt worden und vor das Stadttor geschafft. Dort aber merkte man, dass das Tor viel zu wenig breit war, um die Stämme hindurch zu bringen. Die klugen Ulmer beratschlagten und hätten gar schon das Tor samt dem schönen Turm darauf eingerissen, da zeigte einer von ihnen, der gerade in die Luft geguckt hatte, nach oben und rief: "ich hab's!" Da sahen die Männer einen kleinen Spatz, der ihnen sonst ganz unnütz dünkte, da er nur die Körner auf dem Feld wegfraß, wie er einen langen Halm in seine Nisthöhle schleppte. Aber anstatt quer mit ihm hängen zu bleiben wie die Ulmer mit den Baumstämmen am Stadttor, zog er ihn längs durch das kleine Loch. Da taten die Ulmer ihm nach und konnten ihr Münster doch noch fertig bauen. Zur Erinnerung an das kluge Tier setzten sie ihm ein goldenes Denkmal hoch oben auf dem First des Münsterdachs. Dort kann man den Spatz von Ulm auch heute noch blinken sehen. Die Ulmer tragen seitdem den Spitznamen "Spatzen".
Das Herrgöttle von Biberach 
Im Burrenwald, der auf dem Weg von Biberach nach Riedlingen liegt, war es einst nicht ganz geheuer. Dort trieb das Burrenmännle sein Wesen. Die Guten hatten nichts zu befürchten, den Bösen jedoch leuchtete es oft heim und führte es des Nachts in die Irre. Seinen besonderen Schutz aber genossen die unglücklich Verliebten. Ihnen half das Burrenmännle, wo es nur konnte, dass sie doch zusammenkommen konnten. Auch einer Bauerntochter und dem Knecht des Hofs, die innige Liebe zueinander gefasst hatten und sich sehnlichst ein Kind wünschten, verhalf er zur glücklichen Hochzeit mit dem Segen des Brautvaters. Als dem jungen Paar ein Knabe geboren wurde, ließen sie auf der Lichtung im Burrenwald, wo sie sich einst heimlich getroffen hatten, eine Kapelle mit einem steinernen Kruzifix bauen, so wie sie es dem guten Männlein versprechen mussten. Bald pilgerten viele Menschen zum Kruzifix, denn wer dem Herrgott die Füße küsste und seine Bitten vorbrachte, der wurde oftmals erhört. So kam auch ein armer Schneider mitten im Winter herbei. Seine Frau hatte bis jetzt kein Kind geboren, doch nichts war ihrer beider sehnlichster Wunsch. Ganz genau hatte der Schneider sich die Worte zurecht gelegt, die er dem Heiland sagen wollte. Aber als er seine Lippen auf den kalten Stein drückte, entfuhr es ihm: "Oh du liabs Herrgöttle von Biberach, hoscht du kalte Fiaß!"
Die Teufelsglocke 
In Rottenburg lebte einst ein frommer Bauer. Wenn er draußen beim Pflügen war, und er hörte die Glocke der nahen Sülchenkirche zur Messe rufen, da ließ er die Arbeit stehen und ging ins Gotteshaus, um zu beten. Als er zurück kam, sah er, dass jemand für ihn zu Ende gepflügt hatte. Da dachte er, nur Gottes Engel könnte das gewesen sein. Zum Dank ließ er an seinem Feld eine Kapelle bauen, die dem heiligen Theodor geweiht wurde. Die "Todris" steht heute noch an der Straße von Rottenburg nach Seeheim. Als der Bauer noch ein Glöcklein stiften wollte, fehlte ihm das Geld dazu. Darüber war er sehr traurig. Da erschien ihm eines Nachts der Teufel und bot an, eine Glocke aus Rom zu holen. Der Bauer erkannte gleich, mit wem er es zu tun hatte, und fragte nach dem Preis. Der Teufel forderte, die erste Seele, die in die Kapelle komme, sollte ihm gehören. Der Bauer willigte ein, stellte aber die Bedingung, dass die Glocke aufgehängt sein müsse, ehe die erste heilige Messe zu Ende sei. Der Teufel sauste los, aber der fromme Bauer bat den Pfarrer, eilends in der Todris die Messe zu feiern. Als der Teufel gerade über den Bodensee flog, entriss ihm Petrus die geraubte Glocke und warf sie in den See, so dass sie der Teufel nicht mehr finden konnte. Da stahl er kurzerhand die Glocke vom Ravensburger Mehlsackturm, aber er kam zu spät. Die Messe war längst zu Ende. Voller Wut schleuderte er die Glocke gegen den Kirchengiebel, dass sie einen Sprung bekam. Hört man sie heute läuten, so kann man es deutlich vernehmen.
Das Schwedenkreuz am Mainausteg 
Als einst der Komtur Werner Schenk von Stauffenberg von einer gefahrvollen Fahrt über das Meer wohlbehalten zurück kehrte, stiftete er zum Dank drei Kreuze aus Erz, die am Steg zur Mainau hinüber aufgestellt wurden. Als die Schweden während des Dreißigjährigen Krieges die Insel wieder freigaben und abzogen, rissen sie die Kreuze aus ihrer Verankerung, um sie zu stehlen. Auf einem von zwei Rössern gezogenen Karren ging es Stockach zu. Als es aber bei Litzelstetten den Berg hinauf ging, waren die Rösser nicht mehr von der Stelle zu bewegen. Auch zehn weitere Pferde, die vorgespannt wurden, richteten nichts aus. Verärgert ließen die Schweden den Karren stehen und zogen ab. Anderntags fand ein Litzelstetter Bauer das Gefährt mit den ihm wohlbekannten Kreuzen darauf. Er spannte seine beiden Ackergäule davor und brachte den Karren ohne Mühe wieder zum Mainausteg zurück. Dort wurde das Kruzifix und die beiden Kreuze mit den Schächern zur Rechten und zur Linken wieder aufgestellt. Seitdem heißt die Gruppe "das Schwedenkreuz".
Die sieben Schwaben 
Es waren einmal sieben Männer, die hatten sich aus verschiedenen Gauen Schwabens zusammengefunden, um heldenhaft das Ungeheuer vom Bodensee zu besiegen: Der Allgäuer, der Seehas von überlingen, der Nestelschwab aus der Freiburger Gegend (oder vielleicht kam er auch ganz woanders her, das wusste er selbst nicht mehr), der Spiegelschwab aus Memmingen, der Knöpfleschwab aus dem Ries, der Blitzschwab aus Ulm und der Gelbfüßler aus Bopfingen. In Augsburg wollten sie sich Waffen besorgen, aber anstatt dass jeder sein eigenes Schwert getragen hätte, ließen sie sich einen einzigen gewaltigen Spieß machen, der sieben Mannslängen maß. "Wie alle sieben für einen, so für alle sieben nur einen!", das war ihr Motto. So gerüstet zogen sie denn, einer hinter dem anderen an ihrem Wiesbaum schleppend, auf einigen Umwegen zum Bodensee. Da gab es natürlich manch Abenteuer zu bestehen. Unter anderem versperrte ihnen ein Bär den Weg. Gott sei Dank aber war das Tier schon tot. So war's ein Leichtes, ihm das Fell über die Ohren zu ziehen. Endlich kamen sie denn allesamt glücklich zum Bodensee. Und dort im Wald trafen sie das Untier mit einen Hasen. Der machte Männchen, und als er der sieben schlotternden Männer ansichtig wurde, suchte er das Weite. so hatten sie doch das Seeungeheuer in die Flucht geschlagen. Damit sie aber triumphierend in überlingen einziehen konnten, gaben sie der Einfachheit halber das Bärenfell als Siegestrophäe aus. So wurde ihre Tat berühmt, denn die überlinger erbauten zum Dank eine Kapelle, darin der Spieß und die Bärenhaut ausgestellt waren. Das Kirchlein wurde von den Schweden zerstört, aber die Geschichte von den sieben lustigen Schwaben ist bis heute erhalten geblieben.
Die Bergleute vom Suggental 
Unweit von Freiburg in einem kleinen Seitental der Elz, dem Suggental, blühte in längst vergangener Zeit der Erzbergbau. Das brachte die Bewohner zu großem Wohlstand, und das ganze Tal war so dicht mit Häusern bebaut, dass eine Katze von der Elz herauf bis zum obersten Hof bequem von einem Dachfirst zum andern spazieren konnte. Heute stehen nur wenige Häuser um die Kirche und ein paar Höfe weiter oben im Tal. – Wie es dazu kam? – Den Suggentalern, allen voran der Gräfin im Schloss, war der Reichtum zu Kopf gestiegen. Sie lebten in Saus und Braus und tanzten mit ausgehöhlten Brotlaiben an den Füßen. Als im Schloss einmal wieder ein rauschendes Fest im Gange war, ging der Pfarrer vorbei auf dem Weg zu einem Kranken, um ihn mit der letzten ölung zu versehen. Als ein paar Festgäste das Glöcklein des Mesners hörten, wollten sie niederknien, aber die Gräfin sprach: "Was kehrt ihr euch nach der Schelle? Jede meiner Kühe hat auch eine!"Als der Kranke gesalbt und der Pfarrer wieder gegangen war, bat der alte Mann seinen Sohn, aus dem Fenster nach dem Wetter zu sehen. Da braute sich eine große, dunkle Wolke über dem Schwarzenberg zusammen. Da ließ sich der Vater von seinem Sohn rasch auf den Luserberg tragen, gerade noch rechtzeitig, bevor ein Regen wie die Sintflut über das Tal hereinbrach und alles mit sich fortriss. Von diesem Unwetter übrig geblieben sind nur die Kirche, der alte Mann mit seinem Sohn und ein kleines Kind. Das schwamm in einer Wiege auf den Fluten, und eine Katze, die bei ihm war, hielt das Schifflein im Gleichgewicht, wenn es schwankte. Die Wiege blieb in einem Baumdolden hängen, und so tragen noch heute die Nachfahren des Findelkindes den Namen Dold.
Das Ende des Doktor Faust 
Es war im Jahr 1548, da soll der berühmte Dr. Faust als Bibliothekar beim Grafen von Staufen in Dienst gestanden sein. Er logierte im Gasthaus zum Löwen. Eines Abends, es war schon dämmrig, ging ein Bauer mit seinem Buben vom Feld nach Hause. Da zog eine unheimliche Gestalt wie ein riesiger schwarzer Vogel über sie durch die Luft. Von Furcht ergriffen suchten sie am Johanniterkreuz betend Zuflucht. In der Stadt angelangt kehrten sie noch beim Löwenwirt ein. Da saß am Kachelofen ein schwarz gekleideter Herr mit Doktoren-Barett auf dem Kopf und neben ihm einer, der, mit dem Schwert an seiner Seite, wie sein Knecht aussah. "He Bauer!", rief der Doktor, "hast du nicht eben einen großen schwarzen Vogel gesehen und bist mit deinem Buben zu den Johannitern gelaufen?" Und der andere sagte: "Die können dir auch nicht helfen, denn sie meisten von ihnen gehören mir!" Und er lachte schrill, dass es einem durch Mark und Bein fuhr.Gut zehn Tage logierte der Doktor mit seinem Schwager, wie er ihn nannte, im Löwen. Eines Nachts gerieten die beiden auf ihrem Zimmer in Streit und machten solch einen Lärm, dass das ganze Haus davon erwachte. Gerade als der Wirt hinaufgehen und Frieden stiften wollte, war es still. Als aber am anderen Morgen keiner der beiden zur Morgensuppe erschien und man nachsehen ging, fand man im Zimmer nur den Doktor mit blaurotem Gesicht und verdrehtem Hals tot am Boden liegen. Von dem anderen fehlte jede Spur. Nur ein pestilenzartiger Schwefelgestank hing in der Luft. So hat der Teufel die Seele des Dr. Faust in die ewige Verdammnis geholt, als der Pakt mit ihm abgelaufen war.
Das Hornberger Schießen 
Vor Zeiten kam einmal der Herzog im schönen Schwarzwald-Städtchen Hornberg zu Besuch. Die Hornberger bereiteten ein großes Fest vor, und ein Empfangskomitee, bestehend aus allen Bürgern des Ortes, stand bereit. Oben auf dem Schlossberg aber positionierte man die zu diesem Anlass extra blankgeputzten Kanonen, um den Ehrengast mit ordentlichem Salut zu begrüßen. Es war ein warmer Tag, und der Herzog ließ auf sich warten. Den Blumenmädchen begannen schon die Kränze im Haar welk zu werden, alle hatten Durst und schwitzten in ihren Festtagsgewändern. Endlich kam das ersehnte Zeichen. Auf dem Kinzigsteg waren die ersten Reiter gesichtet worden. Die Leute jubelten, und oben auf dem Berg luden die Männer die Kanonen und böllerten, was das Zeug hielt. Als alles Pulver verschossen war, wollten sie sich eben zum Festplatz begeben und sich endlich am kühlen Bier gütlich tun, da kam ein Bote angerannt und schrie: "Schießt weiter! Das war erst die Vorhut!" Da war jedoch nichts mehr zu Schießen übrig. Und als der Herzog selbst durchs Stadttor zog, da war es ganz still, denn alle hatten sich bereits in den Schatten und zu den Zapfhähnen begeben.Noch heute sagt man, wenn ein Ereignis sang- und klanglos im Sande verläuft: Das geht aus wie's Hornberger Schießen!
Die Wettenburg
Eine halbe Stunde oberhalb von Wertheim liegt ein Felsen, der von drei Seiten vom Main umflossen wird. Dort oben stand einst eine Burg. Von ihr ist nichts mehr zu sehen, doch werden manch unheimliche Ereignisse von dort oben berichtet. Die Sage erzählt, dass die letzte Gräfin auf dem Schloss eine geizige und hartherzige Frau gewesen ist. Sie beutete ihre Bauern aus, doch besonders hasste sie die Bettler und armen Leute, die um eine kleine Gabe an ihr Burgtor klopften. Um endlich Frieden vor ihnen zu haben, beschloss sie, den Main auch um die vierte Seite des Felsens zu leiten, um den Weg für das "Gesindel" zu versperren. Der Burgvogt äußerte Bedenken, Gott möge es missfallen, dem Fluss ein anderes Bett zu geben. Sie aber sagte: "Es mag Gott lieb oder leid sein; mein Vorhaben wird ausgeführt! So wenig ich diesen Ring wiedersehe, so wenig unterbleibt es!" Damit zog sie einen Ring vom Finger und warf ihn in den Fluss. Noch am selben Abend aber fand der Koch in einem Karpfen, den er für das Festmahl zubreitete, den Ring wieder und brachte ihn arglos zur Gräfin. Die wurde totenbleich, und im selben Moment fuhr ein Blitz vom Himmel und mit einem gewaltigen Donnerschlag versank die Burg im Berg. Alle sieben Jahre soll man die Burg am Grunde des Mains sehen können. Und alle sieben Jahre öffnet sich an der Stelle, wo die Burg einst stand, eine Höhle. Ein Schäfer suchte einmal darin Schutz vor einem Unwetter. Er kehrte erst nach sieben mal sieben Jahren wieder zurück und keiner kannte ihn mehr. Ein andermal entdeckten einige Burschen aus Kreuzwertheim einen tiefen Schacht. Sie ließen den Mutigsten von ihnen an einem Strick in die Höhle hinab. Als sie ihn wieder heraufgezogen hatten, konnte er lange nicht sprechen. Doch dann berichtete er von langen Tafeln, an denen Menschen in altertümlichen Trachten schweigend gesessen hatten, und von Gold, Silber und Edelsteinen, die er gesehen habe. Doch das Erlebte hatte den Jungen so erschreckt, dass er bald darauf starb.
Das Hündlein zu Bretten
Einst wurde die gute Stadt Bretten von einem französischen Heer belagert. Die Brettener Bürgerwehr konnte zwar keinen Kampf mit einem zahlreichen Feinde wagen. Aber die Mauern der Stadt waren hoch und die Tore fest; die Geschütze befanden sich in gutem Stand, auch hoffte man auf baldige Hilfe vom Kurfürsten zu Heidelberg. Man hielt also die Tore verschlossen und verteidigte sich, so gut man konnte. Aber die erwartete Hilfe blieb aus, und die Lebens­mittel fingen an, knapp zu werden, also daß man jedem seine Portion Brot zumessen mußte, und die wurde von Tag zu Tag kleiner. Da kratzte sich der hohe Rat hinter den Ohren, was zu tun sei; und mancher war darunter, der riet, man solle gütlich mit dem Feind verhandeln, das sei das Klügste. Aber einem der jungen Ratsherrn kam ein rettender Gedanke; der wurde bald ausgeführt: Mit den letzten Lebensmitteln fütterte man ein Hündlein so dick und rund, daß es bald aussah wie ein gemästetes Schweinchen und kaum mehr Platz hatte in der eigenen Haut. Als nun der Franzosenkommandeur einen Fähnrich schickte mit der Aufforderung: öffnet die Stadt, sonst rennen wir jetzt die Tore ein und dann geht es euch schlecht, da warfen ihm die Brettener als Antwort ihr dickes Hündlein zu. Der Parlamentär brachte es dem Feldherrn, der eben mit seinen Hauptleuten den nächsten Sturm beriet. Als die nun das fette Hündchen sahen, lachten sie zuerst und sagten dann zusammen: »Ja wenn es in dieser Stadt so aussieht, daß sogar die Hunde herumlaufen wie fette Schweine, dann halten es die noch lange aus, derweilen können wir selber verhungern.« So sprachen sie und zogen unverrichteter Dinge ab. Das Hündlein aber jagten sie mit abgeschnittenem Schwanz zur Stadt zurück. So kann man es heute noch als ausgehauenes Bildwerk an der Stadtkirche zu Bretten sehen.
Der Köhler von Zähringen 
Die Bewohner des Kaiserstuhles sind stolz auf ihre Heimat. Hat nicht der Schöpfer selbst dem lieblichen Hügelländchen alles geschenkt, was nur des Menschen Herz erfreuen kann? Hinter dem Kranze wohlbesiedelter Dörfer tragen die Anhöhen köstliche Reben, deren funkelnder Wein wohl ein fürstlich Herz erquicken mochte, wenn es sich zuvor in den wildreichen Wäldern an Jagd und ritterlicher Kurzweil Genüge getan. Aber einst hatte ein vom Unglück schwer verfolgter Kaiser inmitten seiner treuen Kaiserstühler Verborgenheit um Hilfe gesucht; denn seine mächtigsten Vasallen waren von ihm abgefallen und hatten einen der Ihrigen zum Gegenkaiser gewählt. Damals lebte in Zähringen bei Freiburg ein Köhler. Wie es sein Gewerbe mit sich bringt, hauste er meist einsam im Walde, schichtete Holz zu mächtigen Meilern und unterhielt diese in schwelender Glut; sorgte auch wohl durch zauberkräftige Zeichen, daß nicht zu schlafender Zeit ein tückischer Kobold nahe kam und etwa unbedeckte Kohlen zu hellen Flammen anblies. Nach langer und geduldiger Arbeit kam für unsern Köhler die Freudenzeit, wenn er mit den fertigen Kohlen landauf, landab fuhr nach Freiburg und Kandern oder hinüber ins Kinzigtal. Dort schmolz in gewaltigen Hochöfen das harte Erz, und in den rußigen Schmieden hämmerten starke Gesellen das glühende Eisen zur wohlgestalteten Pflugschar. Und überall, wo Schmelzöfen glühten und Blasebälge ächzten, brauchte man seine Kohlen. Und alle die tüchtigen Meister schüttelten unserem Köhler gern die derbe Hand zum Willkomm; denn er war ein ehrlicher Bursch, bescheiden und von fröhlichem Gemüt. Da wurde dann eine Kanne mit altem Kaiserstühler auf die Werkbank gepflanzt, und während die Wackeren sich mit dem Becher Bescheid taten, hörte unser Zähringer, was sich Neues in der ganzen Welt zugetragen seit seiner letzten Fahrt. So erfuhr er einstmals auch von des Kaisers Not und von dem Verrat der eidbrüchigen Fürsten. Als er dann wieder einsam in seinem stillen Walde saß und zusah, wie kleine Rauchwölkchen da und dort aus dem Meiler hervorbrachen und blaue Flämmchen wie scheue Geisterchen über den schwarzen Hügel weghuschten und verschwanden, da dachte er voll Mitleid und ungestümem Zorn über das Schicksal des Kaisers nach: Wenn ich, wenn ich ein Ritter wäre !
Wie er aber wieder einmal einen ausgeglühten Meiler zerteilte, siehe, da kam ganz zu unterst am Grund etwas Glänzendes zum Vorschein, und da er es näher betrachtete, war es - lauter Silber. Sorgsam las er alle Brocken und Körnlein zusammen und trug sie in seine Hütte und versteckte sie unter seinem eigenen Mooslager. Das wiederholte sich noch mehrere Male. Fast täglich wuchs der Schatz. Endlich glaubte er genug beisammen zu haben. Er nahm alles unter seinen Mantel und wanderte damit, ohne einem Menschen etwas zu sagen, hinüber zum Kaiserstuhl und fragte und suchte, bis er den Kaiser fand. Dem bot er seinen Schatz und seinen Arm zur Hilfe an. Denn er war ein Starker und durfte sich wohl etwas zutrauen. Oft hatte er beim Offenburger Waffenschmied scherzweise einen neuen Harnisch umgeschnallt und mit einer Hand das große Schlachtschwert geschwungen. Der Kaiser war über die unerwartete Hilfe hoch erfreut. Augenblicklich schlug er den treuen Mann zum Ritter und trug ihm auf, mit Hilfe des Silberschatzes Genossen zu sammeln und sie wohl zu bewaffnen. Der Köhler tat, wie ihm geheißen wurde; er fand genug tatenlustige und verwegene Gesellen, und bald konnte er dem Kaiser eine stattliche Schar wohlgerüsteter Reisigen zuführen. Mit diesem Heer überfiel der Kaiser seine Feinde, einen nach dem andern, und gewann die volle Herrschaft über sein Reich zurück. Dem einstigen Köhler aber, seinem Bannerträger und besten Kämpen, gab der Kaiser nun seine Tochter zur Gemahlin und setzte ihn zum Herzog über alles Land vom Rheine bis weit ins Schwäbische hinein. Im Breigau, unweit der Stelle, wo er einst den Schatz gefunden, erbaute der junge Herzog eine Burg, die er nach seinem Heimatdorfe »Zähringen« nannte. So wurde der treue Köhler durch seine Mannhaftigkeit der Anherr des Zähringischen Fürstengeschlechts.
Der Drache am Schönberg 
In uralter heidnischer Zeit zog ein feuriger Drache über Ebringen und verschwand im südlichen Schönberg in einer Höhle. Dieser Drache mußte von Zeit zu Zeit ein Menschenopfer haben. Das Los traf eines Tages schließlich auch die schöne, junge Tochter des Grafen auf der Schneeburg. Am Fuße des Schönbergs aber wohnte damals ein junger Ritter, der sich heimlich zum Christentum bekannte. Als er von dem schrecklichen Los der Tochter des Schneeburgers hörte, faßte er den Entschluß, den Drachen zu töten. Gut ausgerüstet ritt er dem Untier entgegen, das ihn vor seiner Höhle mit weit aufgesperrtem Rachen erwartete. Das Pferd schreckte zurück und bäumte sich hoch auf. Mit kräftigem Arm aber zügelte es der Ritter und stieß dem Drachen seinen Spieß in den Schlund. Das Ungeheuer krümmte sich in allen Windungen und verendete. Alles aber lobte den Christengott, der dem Ritter zum Siege verholfen hatte. Zur Erinnerung errichtete man in Ebringen auf den Häusern, über die der Drache hinweggezogen war, steinerne Kreuze, von denen jetzt noch einige zu sehen sind. Den mutigen Ritter Georg aber verehrte man als einen Heiligen und nannte den Ort, wo er später wohnte, ihm zu Ehren Sankt Georgen.
Doktor Faust in Staufen 
Es war um die Herbstzeit des Jahres 1548, als ein Bauer mit seine Buben vom Felde nach dem Städtlein Staufen heimkehrte. Sie hatten lange gearbeitet. Es dunkelte schon, als sie zu dem Johanniter-Bannkreuz am Krozinger Sträßlein kamen. Da hörten beide ein gewaltiges Rausdien in der Luft, als ob ein Sturmwind einherbrauste. Da sie sich erschrocken umsahen, fuhr ein seltsam Wesen in der Abenddämmerung daher, das sie sich nicht zu erklären wußten. Der Bub meinte, es sei ein ungeheurer Vogel gewesen mit großen schwarzen Feggen. Vater und Sohn entsetzten sich ob der Erscheinung, flohen zum Johanniterkreuz und beteten in ihrer Angst. Als sie nach Staufen kamen, war die Nacht schon hereingebrochen, und der Bauer hatte im Löwen" noch Geschäftliches zu erledigen. Als nun der Bauer in die Stube trat, saßen am Kachelofen zwei Fremde. Einer trug eine schwarze Schaube und ein Birettlein wie ein Doktor. Der andere Fremde hatte Mantel, Kappe, Hut und Schwert,, auch Stiefel und Sporen wie ein riesiger Knecht. Da ward es dem Bauer gar seltsam zumute, als der vermeintliche Doktor ihn fragte: He, Bauer, hast du auf dem Wege vom Krozinger Schloß hierher nicht einen großen schwarzen Vogel gesehen?" Der andere fügte hinzu: Und bist du mit deinem Buben zu den Johannitern verlaufen glaub nur, die können dir auch nicht helfen, denn die meisten von ihnen sind mein!" Und er hat dazu gelacht, daß es in der Stube gellte.
Doktor Fausts Untergang 
Einst lebte im Städtchen Staufen der Erzzauberer Doktor Faust. Eines Tages, als die Leute auf dem Felde arbeiteten, ist der Teufel mit Faust auf dem Rücken durch die Luft gekommen und in den Löwen" zu Staufen gefahren. Hier wohnte nun Doktor Faust im dritten Stock, Zim­mer Nummer 5. Er war ein böser Mensch, denn er hatte es mit dem Satan zu tun, den er nur seinen Schwager nannte. Viele wunderliche Sachen und Geschichten erzählten sich die Leute vom Doktor Faust. Er war ein Hexenmeister und brauchte nur in die Tasche zu greifen, so hatte er Silber und Gold genug. Oft hat er die Leute beim Zechen freigehalten. Mit seinem Begleiter, dem Teufel, ist er öfter in den "Löwen" gekommen. Eines Tages bestellte sein Begleiter eine Flasche Wein, stieß mit Faust an, packte ihn dann aber plötzlich am Genick, drehte ihm den Hals um, so daß das Gesicht nach rückwärts schaute, und schleppte ihn durch das Fenster fort. So hat der Teufel den Doktor Faust im "Löwen" zu Staufen geholt. Die Bücher, die Faust zu Lebzeiten besessen hatte, übergab man dem Herrn von Staufen. Später hat man auf dem Speicher des "Löwen" einen Spiegel gefunden, auf dem der Teufel gemalt war.
Der schwarze Bertold 
Auf dem Rathausplatz zu Freiburg steht inmitten mächtiger Kastanienbäume das Denkmal des Mönches Bertold Schwarz. Er war in Freiburg geboren und lebte um die Mitte des 14. Jahrhunderts im Freiburger Franziskanerkloster als Mönch. Wie viele Leute seiner Zeit wollte auch er den Stein der Weisen" entdecken, d.h. Gold machen. Oft saß er grübelnd und sinnend in seiner stillen Klosterzelle, mischte bald dieses und bald jenes miteinander, aber Gold konnte er keines zuwege bringen. Eines Tages zerstieß der unermüdliche Forscher Schwefel, Salpeter und Kohlen in einem eisernen Mörser. Langsam brach die Nacht herein. Um Licht zu machen, schlug der Mönch Feuer aus einem Feuerstein. Durch einen Zufall fiel ein Funken in den Mörser. Es blitzte und knallte, und der Stein flog krachend gegen die Decke.Der Mönch erschrak sehr. Als er sich wieder beruhigt hatte, wiederholte er den Versuch, und immer blitzte und knallte es, sobald ein Funken in die Mischung fiel.So hat im Jahre 1353 der Mönch Bertold Schwarz im Franziskanerkloster beim Freiburger Rathaus durch einen Zufall das Pulver erfunden. Die Kunde davon verbreitete sich bald überall. Die Freiburger aber errichteten dem gelehrten Mönch später ein Denkmal vor dem einstigen Franziskanerkloster.
Sie ließen folgende Inschrift auf das Denkmal setzen:

Bertold Schwarz,
Franziskaner-Ordens Doktor,
Alchimist und Erfinder des Schießpulvers,
errichtet im Jahre 1853
zum Gedächtnis der fünften Säkularfeier."
Das Bild am Schwabentor 
Ein reicher Bauer im Schwabenland hörte einst von der Schönheit Freiburgs und beschloß, die Stadt zu kaufen. Er lud also all sein Geld in zwei Fässer und fuhr damit nach Freiburg. Was kostet's Städtli?" fragte er dort. Daß es tausendmal mehr wert sei als sein Geld, setzte ihn in große Verwunderung die Freiburger haben nicht gesäumt, ihn tüchtig auszulachen. Noch mehr aber spotteten sie, als die Fässer geöffnet wurden und darin statt Gold nur Sand zum Vorschein kam. Die Frau des Bauern hatte nämlich das Geld heimlich aus den Fässern geleert und dafür Sand hineingefüllt. Hierdurch hatte sie den Beweis geliefert, daß im Schwabenland auch gescheite Leute zu finden sind. Die Freiburger aber ließen dieses Vorkommnis auf das Schwabentor in einem großen Bild aufmalen, das heute noch stadtwärts zu sehen ist.
Das Fastentuch im Freiburger Münster 
Vor langer Zeit starb die Frau aus dem Stutzschen Hause am Freiburger Münsterplatz. Mit reichem Geschmeide wurde sie ins Grab gelegt. Da beschlossen der Diener und die Köchin, die eine Liebschaft miteinander hatten, den Schmuck zu entwenden, damit sie Geld bekämen, um sich heiraten zu können. Sie schlichen also tief in der Nacht auf den Kirchhof und öffneten das Grab und den Sarg ihrer Herrin. Als sie ihr das Geschmeide rauben wollten, kam die Herrin zu sich, da sie nur scheintot gewesen war. Sie richtete sich auf. Entsetzt flohen die beiden Leichenfledderer nach Haus, sagten aber keinem Menschen etwas von dem Vorfall. Bald nachher schellte es an der Haustüre. Der Mann machte das Fenster auf und fragte: Wer ist drauß?" Die Frau aus dem Haus", war die Antwort. Die ist tot und begraben", erwiderte der Mann. Die Stimme aber beteuerte: So gewiß bin ich es, als unsere Schimmel zum Speicherloch hinausschauen." Kaum hatte sie das gesagt, so trappten die beiden Pferde die Treppen hinauf auf den Speicher und schauten zur Giebelöffnung hinaus. Da ließ der Mann seine Frau eilig herein, voll Freude, daß sie noch lebte. Weil der Diener und die Köchin fürchteten, sie seien auf dem Kirchhof von ihrer Herrin erkannt worden, taten sie vor ihrem Herrn einen Fußfall und bekannten ihr Vergehen. Statt sie zu bestrafen, dankte er ihnen dafür, daß er seine Frau wieder hatte. Auch ließ er zum ewigen Andenken die Schimmel in Holz nachbilden und innen an die Giebelöffnung stellen. Die kann seitdem nicht zugemauert werden. Seine Frau lebte noch sieben Jahre. Sie sprach aber wenig und wirkte ein großes leinenes Tuch für das Münster. Diese Arbeit beschäftigte sie bis zum Tode. Das Tuch ist aus einem Stück, mit Bildern aus dem Leben des Heilandes geziert. Es wird noch heutigentags als Fastentuch gebraucht, um in der Fastenzeit das Chor zu verhüllen.
Der Totenkopf vom Gottesacker-Kreuz 
Vor der Kapelle im alten Freiburger Friedhof steht ein hohes steinernes Kreuz. Auf dessen Sockel ist ein eigenartiger, kunstvoll ausgelassener Totenkopf angebracht. Den Schädel ziert noch eine spärliche Haarlocke. Eine Augenhöhle ist leer und hohl, während sich über die andere eine ausgetrocknete Haut zieht. Aus den Backenknochen aber ragt ein dem Mund zu gebogener Nagel hervor. Die eine Kinnlade steht etwas heraus. Von diesem Totenkopf erzählt man sich folgende Geschichte:Unweit des Christopheistores stand einst eine Schmiede, wo ein alter Meister und seine junge Frau in Glück und Zufriedenheit wohnten. Da ergriff die Meisterin eine verbotene Neigung zu ihrem Gesellen. Beide beschlossen, den alten Meister umzubringen. Eines Nachts trieben sie, ihm, während er schlief, einen Nagel durch den Schädel und mordeten so den greisen Mann. Der Haarwuchs verdeckte die Wunde, und ohne Argwohn wurde der Leichnam des Ermordeten bestattet. Die beiden Schuldigen heirateten sich bald nachher, ohne daß jemand auf sie Verdacht hatte. Da geschah es, daß nach wenigen Jahren das Grab des Ermordeten wegen überfüllung des Friedhofes geöffnet werden mußte, um für ein anderes Grab Platz zu gewinnen. So kamen auch die noch nicht vermoderten Gebeine des Schmiedemeisters an die Oberfläche. Der Totengräber betrachtete still den ausgegrabenen Totenschädel, der vor ihm auf dem Boden lag. Plötzlich fing der an sich zu bewegen, so daß ihn ein Grausen überlief. Doch er faßte sich ein Herz und blieb,um den Vorgang noch näher zu beobachten. Langsam kroch aus dem Innern des Schädels eine Kröte hervor und stürzte ihn um. Jetzt nahm der Totengräber auch den Nagel gewahr, der noch im Schädel steckte. Er machte Anzeige beim Gericht. Die beiden Schuldigen wurden zur Verantwortung gezogen. Dieses Ereignis betrachteten die Leute als eine Fügung des Himmels. Darum wurde es unter dem Kreuz als an einer auffälligen Stelle versinnbildlicht.
Der Kegelgeist auf dem Schloßberg 
Einst wurde in Kriegszeiten auf dem Freiburger Schloßberg eine kostbare Monstranz aus dem Münsterschatz vergraben, die man aber bis heute nicht wieder fand. Viele haben schon nach ihr gesucht. Endlich stieß einer der Schatzgräber auf eine mit Zement übergossene Platte. Da wurden ihm seine weiteren Nachgrabungen untersagt. In einer mondhellen Nacht suchte einst ein Mann nach vermeintlichen Schätzen an der Burghalde. Plötzlich erschreckte ihn ein Flimmern und Schimmern durch Zweige und Gemäuer. Er schlich näher und sah in eine versteckte Grotte den Zwergkönig auf goldener Karosse einfahren mit vielem Gefolge. Fröhlich lagerte sich die Gesellschaft in ihren goldstrotzenden Kleidern mit den weißen Kleidern darüber um einen goldenen Tisch, wo sie mit Edelsteinen besetzte Becher kreisen ließen. Plötzlich hörte man ein leises Wimmern. Bald aber donnerte und rollte es vom Schloßberg her, und eine laute Stimme rief: Setzt meine Kegel auf!" Acht geisterbleiche Gesellen mit weißen Pluderhosen und roten Mützen begannen darauf unter den Bäumen ein wildes Gelage, während die Zwerglein ein volles, goldenes Kegelspiel aus der Tiefe herbeischleppten. Vergeblich mühte sich der Kegelgeist bis zum Morgengrauen ab, den neunten Kegel zu fällen, nachdem seine Gesellen achte geworfen hatten. Ohne Erfolg und unerlöst mußte, er mit dem scheidenden Morgen von dannen ziehen, bis sich doch einmal einer findet, der ihm den neunten" Kegel schiebt. Der Schatzgräber aber war vor Schreck ob des Geschauten ganz sinnlos geworden, stürzte einen Abhang hinunter und fand dabei einen kläglichen Tod.
Der Kürißgarten zu Wertheim 
Arno von Wertheim, ein Ritter ohne Furcht und Tadel, lebte weise und gottesfürchtig mit seinem Ehgemahl. Er hielt auf Zucht und Frieden im Taubergau und war ein Helfer aller Bedrängten.Einst waren Edelleute und hohe Gäste in großer Zahl im Schlosse zu Wertheim eingezogen; denn die fränkische Ritterschaft wollte dem neuerwählten Bischof von Würzburg ein Ehrenfest bereiten. Frau Brigitte ließ das Beste, was Küche und Keller boten, auf die Tafel bringen, denn der geistliche Herr galt dafür, daß er die Freuden einer guten Mahlzeit wohl zu schätzen wisse.Unter den Gästen befand sich auch ein Ritter Kurt von Rosenberg, der lange Konz geheißen. Den hatte man mit wenig Freude über die Torbrücke reiten sehen; wohl staunte man ihn an ob seiner Körperkraft, aber noch mehr scheute man seine Händelsucht und ungeschlachte Grobheit. Ihm gegenüber saß ein feiner Herr von schmächtiger Gestalt. Dem war es gegeben, weise Reden zu führen und Lieder kunstvoll in Töne zu setzen; zum Waffenwerk aber hatte die Natur ihm das Geschick versagt. Den verspottete der Rosenberger wegen seiner etwas schiefen Schulter mit kränkenden Reden, also daß es für den Gefoppten in seiner Wertlosigkeit eine arge Beschämung war; man denke, vor all den Damen und edlen Herrn!
Graf Arno hörte mit finsterer Miene, welche Unbill einem werten Gaste seines Hauses widerfuhr. Trotz der stumm flehenden Blicke der besorgten Gattin stand er auf, trat an des Rosenbergers Stuhl und forderte den übermütigen in leiser Rede zum Zweikampf heraus; am Nachmittag, wenn alle andern vom Wein und reichen Mahle schliefen, sollte der Waffengang auf dem Anger drunten an der Tauber ausgefochten werden. Mit höhnischem Lachen erklärte sich der andere bereit.Zur verabredeten Stunde traten sich die beiden Herren zu Fuß, doch im schweren Küraß und mit blankem Kreuzschwert gegenüber. Frau Brigitte hat das Weggehen ihres Gatten wohl bemerkt. Jetzt spähte sie vom Söller des Schlosses nach allen Seiten, und als sie die Kampfbereiten am Fuße des Berges entdeckte, da ließ sie in großer Sorge um das Schicksal ihres Herrn am hellen Nachmittag die Betglocke läuten. Dem Grafen gab der Zorn über die erlittene Schmach Riesenkräfte. Mit geschicktem Hiebe lähmte er dem Gegner die Schwerthand und ließ alsbald einen zweiten so wuchtig auf des andern Schädel sausen, daß jener betäubt rückwärts taumelte und längelang hinschlug. Lautes Beifallsgeschrei vom Schlosse übertönte das Geläute des Glöckleins, das all die vornehmen Besucher an die Fenster gelockt hatte. Jetzt verwandelten sich die Heilrufe in schallendes Gelächter; denn in seiner Siegesfreude faßte der Graf den Unhold am Helmsturz, schleppte ihn ans Ufer der Tauber und tauchte ihn dreimal ins Wasser; darauf setzte er ihn am andern Ufer ans Land.Seitdem blieb es in Wertheim lange Zeit üblich, jeden Nachmittag die Dreiuhrglocke zu läuten. Die Au, allwo der wackere Graf den groben Prahler so kräftig in den Sand geworfen, heißt noch heute der Kürißgarten
Der feurige Mann bei Buchen 
In der Gegend zwischen Buchen und Walldürn und bis hinüber zur Tauber soll sich früher oft ein feuriger Mann gezeigt haben. Mancher nächtliche Wanderer kam in Angstschweiß gebadet und ganz verstört nach Haus und behauptete, der Feuermann sei ihm begegnet und habe ihn aus glutsprühenden Augen angestarrt. Einst fuhr ein Bauer bei stockdunkler Nacht von Steinbach herüber gen Hardheim. Eine Laterne hatte er nicht und im Kalender war Neumond, Grund genug, sorgsam zu fahren und auf der Hut zu sein. Aber trotz aller Vorsicht geriet das Gespann samt dem Wagen in den Graben. Es war unmöglich, sich bei der Finsternis aus dem Sumpfloch herauszuhelfen. Die Ochsen stöhnten, aber selber ratlos, suchte er sie mit guten Worten zu beruhigen. Da gewahrte er plötzlich gar nicht weit den feurigen Mann, der wie fragend herüberschaute. Unser Bauer war ein Herzhafter; er rief den Feurigen an: •Komm her und hilf mir aus dem Pech!« Der kam wirklich herbei und leuchtete und blieb so lange, bis der Bauer Ochsen und Wagen wieder oben hatte auf dem Weg. Jetzt sagte der Bauer zu dem Nachtgespenst: »Du hast mir geholfen, nun sage, wie ich dir helfen kann.« Da seufzte der Unselige tief und sprach: »Nimm von dem Acker, der mein gewesen, drei Schaufeln voll Erde und wirf sie auf jenen, von dem ich sie einst genommen habe: dann bin ich erlöst.« Der Bauer tat dies ohne Staunen. Da löste der Feuermann sich in weißen Nebel auf, verschwand, und wurde nie mehr gesehen.
Wie in keiner anderen Region in Deutschland ist die Konzentration an Märchen, Sagen und Mythen so hoch wie im Schwarzwald. Bedingt durch alte keltische Kultstätten, einem tief verwurzelten Glauben und überlieferte Geschichten aus dem Dreißigjährigen Krieg, lieferte die Landschaft den Nährboden für das Entstehen von Sagen im Schwarzwald und der Regio.
Es gibt überlieferte Sagen über die marodierenden schwedischen Besatzer, die die
Bevölkerung in grausamster Manier folterten und verfolgten. Diese einschneidenen
Eindrücke haben sich in den Sagen aus dem Schwarzwald manifestiert und wurden so
weiter erzählt. Kein Wunder, dass es in den Legenden oft um Hexen, Teufel und und
andere Schrecken geht, die die Einheimischen ertragen mussten.
Neben diesen existierenden Sagen gibt es im Schwarzwald viele mystische Stätten mit keltischem
oder religiösem Hintergrund. Sagen aus dem Schwarzwald sagen in ihrer Dichte viel über Bevölkerung, Geschichte und religiösen Glauben aus.